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Wir brauchen Vertrauen

Dieser Beitrag ist eine Replik auf den Beitrag Boomer und Zoomer und damit eine Fortführung des Dialogs zwischen Leon Frädrich aus der Generation-Z und Playground-Gründer Markus Stelzmann.

 

Wie kann ich dich unterstützen, Leon?

Jetzt, wo gerade die Arbeitslosenzahlen rückgängig sind – selbst für 55-Jährige wie mich – diskutieren wir heftig über eure Generation. Klar, was ihr gerade nachts auf den Straßen veranstaltet, ist nicht sehr schlau und kratzt an eurer Reputation, aber ich kann es auch verstehen, dass ihr nach dieser gesellschaftlichen Corona-Pause gerne einen Sommer der „Liebe“ spüren möchtet. Kommt nicht von mir, sondern von Tinder. Wie schaffen wir gemeinsam die nächsten Schritte in die Zukunft? Nach der Corona-bedingten „Zersplitterung der Gesellschaft“ brauchen wir eine gemeinsame Anstrengung und die Zuversicht, dass wir in der Lage sind, die Anforderungen der Zukunft meistern zu können. Selbst ich habe es aufgegeben, der permanent steigenden Komplexität in meinem Leben – beruflich wie privat – mit Kontrolle und Planung entgegenzutreten. Ich tue mir zwar schwer, aber Schritt für Schritt akzeptiere ich das Vertrauen in Menschen, Prozesse und in „es wird schon”, was zumindest verhindert, dass mir der Kopf explodiert.

Der Trend- und Jugendforscher Simon Schnetzer ist der Überzeugung, dass “Vertrauen” das Megathema der Zukunft wird. Aber wie schaffen wir es, Vertrauen wieder aufzubauen: zu Freunden, in Teams, zu Politiker:innen und in die Zukunft?

Welche Perspektive benötigst du, um Vertrauen in die Zukunft zu fassen? Was brauchst du jetzt nach deinem Studium, um den Übergang (wie beispielsweise zu deiner ersten Arbeitsstelle, einem ehrenamtlichen Engagement oder einem Corona-Stipendium) zu schaffen und dich an der Bewältigung der Krise zu beteiligen?

 

Was brauchst du, um zufrieden zu sein?

Nie zuvor haben wir uns so oft gefragt, wie es weitergeht und was uns glücklich macht. Laut Studien haben sich eure Wünsche aber kaum verändert. Noch immer sind Gesundheit, Zufriedenheit, Familie, Kinder, Partnerschaft, Liebe und Karriere die Favoriten. Aber genau diese Wünsche gehören mittlerweile, wie alles, permanent an das, was „gegeben ist“, angepasst. Das heutige Bild einer Familie kann heute grundlegend anders aussehen als das in den sechziger Jahren. Dies gilt auch für alle anderen Wünsche. Im Grunde unseres Herzens wissen wir alle, was notwendig ist, aber die „Veränderei“ und das permanente “sich bewusst sein müssen“ strengen mächtig an. Eure klaren inhaltlichen Erwartungen wie die Reformation des Bildungswesens, mehr Beteiligung, entschlossene Klimaschutzmaßnahmen, gesellschaftlicher Zusammenhalt und ein soziales und ökologisches Wirtschaftssystem werden wir Boomer aus der „Overheadprojektor-Fraktion“ nicht mehr lösen können. Was wir aber können: Wir können euch unterstützen. Ich persönlich passe gerne auf deine zukünftigen Kinder auf und gehe einkaufen, wenn du mir sagst, was du brauchst, um Verantwortung für die Zukunft zu übernehmen.

Bitte aber nicht eine billige Adaption des schon bestehenden, sondern ein ernst gemeintes Bemühen, die Anforderungen der Zukunft zu meistern. Hierfür braucht es nicht nur von mir das Verständnis und den Willen zum „Abgeben“, sondern auch den Mut, Willen und Verantwortung von dir, dich und das derzeitige Handeln der Gesellschaft grundsätzlich in Frage zu stellen. Wir brauchen bessere Lösungen für die Zukunft. Das bildet notwendige generationsübergreifendes Vertrauen.

Ein Auszug aus der „Studie Junge Deutsche 2021“ von Simon Schnetzer stellt aber aktuell fest: „Die fünf wichtigsten Werte der jungen Deutschen sind Gesundheit (65%), Vertrauen (64%), Familie (63%), Gerechtigkeit und Freiheit (jeweils 57%). Ökologische Nachhaltigkeit kommt bei der Generation Y (26%) und Z (23%) nur auf einen der letzten Plätze. Die vermeintliche “Generation Greta” hätte andere Ergebnisse vermuten lassen“. Solange aber die neuesten Untersuchungen noch immer das Ergebnis liefern, dass euch Geld (43%) und Spaß (42%) – seit 2019 sogar steigend (Spaß 50% und Geld 36%) – das Wichtigste sind, müssen wir reden.

Ganz nach dem Motto „Nachhaltiges Leben ist ein Tummelplatz der kognitiven Dissonanzen“ können wir dann auch gemeinsam, bis mindestens zu meiner Rente, dem tayloristischen System huldigen. Dann bleibt es beim feschen FFF-Event, Greenwashing und einem plakativen Marketing-Bohei ohne Nachhaltigkeit. Ich möchte dir nicht den Spaß nehmen, aber als „gepamperter“ Nutznießer, mit der Möglichkeit noch zu erben, sollte deine Zukunft mehr Bemühen wert sein. Das ist sicherlich ein großer Unterschied in unserer beider Jugend – du wirst noch grundlegend verändert oder raffst dich auf und fängst an, sinnvoll zu gestalten. Bitte aber, und das ist ein Rat, nicht alles auf einmal. Auch wenn die Herausforderungen vielfältig sind, es hilft, fokussiert eines nach dem anderen anzugehen. Klar ist auch, eure finanzielle Situation hat sich in den Corona-Zeiten dramatisch verschlechtert, Aussagen wie: Ich kann nur hoffen, dass meine Eltern nicht ihren Job verlieren, kann ich nachvollziehen. Aber ein Plus unserer Generation ist, wir sind ja glücklich, wenn wir sehen, dass ihr/du es angeht. Du siehst es doch gerade in deinem Leben: Bachelorarbeit abgegeben und Klausuren geschrieben, schon ist die Buchung im Hotel Mama – inklusive geleisteter mechanischer Uhr – verlängert.

Bitte nicht missverstehen: Kiffen und Feiern ist okay, aber wir setzen unsere Hoffnung auf euch/dich für die Tage, an denen wir mit Passion und Veränderungswillen einen relevanten Beitrag für die kommenden notwendigen gesellschaftlichen Veränderungen benötigen.

Auf den Punkt gebracht, bedeutet das für mich:


  • Ich versuche, meinen ökologischen Fußabdruck so gering wie möglich zu halten.

  • Ich gebe dir das Vertrauen, die Zukunft zu gestalten. Wie möchtest du in Zukunft leben? – Werte, Technologie, Gesellschaft usw. – stehe zur Diskussion bereit, wenn du magst.

  • Ich ermögliche dir, so viele Erfahrungen wie nötig zu machen und verändere Systeme (beruflich wie privat), sodass sie zukünftig offen für Neues und in der Lage sind, sich schnell anzupassen.

 

Wo magst Du jetzt anfangen?

Uns beiden ist heute schon bewusst, dass wir wahrscheinlich nicht den einfachsten, sondern den oft schwersten Weg der Dissonanz-Reduktion wählen müssen – nachhaltige Veränderung ist angesagt.

  

                   

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